Freitag, 29.November 2024 | 03:36

Kroatien zerstört Brasiliens WM-Traum im Elfmeterschießen

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Brasilien ist auf der Jagd nach dem sechsten WM-Titel frühzeitig gescheitert. Der Rekordweltmeister unterlag Kroatien im Viertelfinale im Elfmeterschießen. Die ersten 90 Minuten waren torlos geblieben, nach 120 Minuten hatte es 1:1 gestanden. Neymars Rekordtor bleibt unbelohnt.

Brasiliens Tänzer versagen vom Punkt – und ein ganzes Land verfällt wieder einmal in tiefe Trauer: Der neue Rekordtorschütze Neymar und die Selecao haben im WM-Viertelfinale gegen bissige Kroaten urplötzlich ihren Zauber verloren, das 2:4 im Elfmeterschießen besiegelte das frühe Aus des Titelfavoriten. Nach 120 Minuten lange Zeit biederen Minuten hatte es 1:1 (0:0) gestanden. Das 0:0 nach regulärer Spielzeit sorgte für einen Negativrekord: Zum achten Mal blieb eine Partie bei der WM in Katar 90 Minuten lang torlos, bislang teilten sich die Turniere von 1982, 2006, 2010 und 2014 diese „Bestmarke“ mit sieben.

Erst in der Verlängerung brachte Neymar Brasilien mit einem Solo in Führung (105.), holte damit den großen Pelé als Rekordschützen des Landes ein. Doch Bruno Petkovic (117.) glich noch aus, es war Kroatiens erster Schuss aufs Tor. Und dann avancierte schon wieder Kroatiens Torhüter Dominik Livakovic zum Elfmeter-Helden, schon im Achtelfinale hatte er die Japaner verzweifeln lassen. Nun hielt er den Versuch von Rodrygo, Marquinhos scheiterte zudem am Pfosten.

Für den Vize-Weltmeister Kroatien geht es im Halbfinale gegen die Niederlande oder Argentinien weiter, Brasilien dagegen entwickelt einen ernsthaften Europa-Komplex: Seit dem Final-Triumph gegen Deutschland vor 20 Jahren gab es sechs K.o.-Duelle gegen europäische Teams – und dabei sechs Niederlagen. Der Traum vom „Hexa“, vom sechsten Titel, wird sich auch in diesem Winter nicht manifestieren.

Kroatien indes richtet sich langsam ein unter den Besten der Welt, steht nach 1998 (3.) und 2018 (2.) zum dritten Mal im Halbfinale einer WM. Altstar Luka Modrić gab gegen Brasilien erneut den Takt vor und erledigte nebenbei Defensivaufgaben. Auch die Bundesligastars Josko Gvardiol (Leipzig) und Andrej Kramaric (Hoffenheim) standen in der Startelf und halfen, den vermeintlich übermächtigen Gegner zu entnerven. Das gelang eindrucksvoll. Im Achtelfinale gegen Südkorea (4:1) war Brasilien geradezu zum Sieg getanzt, diesmal nun wirkte das Team schwerfällig.

Dabei war es vorab der Inbegriff der Siegesgewissheit gewesen. Auf der Busfahrt ins Education-City-Stadion sang die Mannschaft bereits vom Titel, nun wird das Finale am 18. Dezember schon wieder ohne Brasilien steigen. Und Neymar, mittlerweile 30, läuft so langsam die Zeit davon. Denn in den Legendenstatus gelangen von Rio de Janeiro bis São Paulo nur jene, die ihr Land auch mindestens einmal zum Campeao mundial machen – er könnte irgendwann als Unvollendeter abtreten.

Die Probleme wurden früh im Spiel offensichtlich, Kroatiens Trainer Zlatko Dalic ließ seine routinierte Mannschaft mit großem läuferischen Aufwand hoch attackieren. Das war der Favorit bei dieser WM nicht gewohnt. Modric nahm Casemiro zudem in Manndeckung – und der ehemalige Bayern-Profi Ivan Perišić hatte die erste Torchance (13.).

Kroatien verteidigte souverän und hatte sich vorgenommen, den Edeltechnikern mit Konsequenz und Kontern auf die Nerven zu gehen. Eine Prise gesunde Härte, auch gegen Neymar, war Teil der Taktik, Gvardiol organisierte die Abwehr stark. Im rechten Mittelfeld fiel Josip Juranovic sehr positiv auf.

Brasilien machte nach der Pause zunächst mehr Dampf. Gvardiol stand dadurch sofort im Mittelpunkt: Erst hätte er beinahe ins eigene Tor getroffen (47.), dann rettete er mit einer Grätsche gegen Neymar – der stand allerdings im Abseits. Später scheiterte Neymar an Torhüter Dominik Livakovic, dem Helden des Elfmeterschießens im Achtelfinale gegen Japan (55.).

Erstaunlicherweise bekam Kroatien nicht weniger Ballbesitz als der Gegner, dennoch stieg der brasilianische Druck nun. Livakovic musste auch gegen Lucas Paqueta eingreifen (66.), zehn Minuten später rettete er gegen Neymar. Bald ging es torlos in die Verlängerung, erst hier nahm die Begegnung Fahrt auf – und Neymar wirkte nur für ein paar Minuten wie der große Held.

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