Der Chefsessel im Rostocker Rathaus ist nach fünfmonatiger Interimszeit wieder besetzt. Die frisch gewählte Oberbürgermeisterin kennt die Hansestadt aus jahrelanger Arbeit als Kommunalpolitikerin.
Die Linken-Politikerin Eva-Maria Kröger hat die Oberbürgermeisterwahl in Mecklenburg-Vorpommerns größter Stadt Rostock klar für sich entschieden. Sie rechne damit, dass sie im Januar die Arbeit aufnehmen könne, sagte sie nach ihrem Wahlsieg am Sonntagabend. Darauf freue sie sich. Die Liste der Aufgaben sei lang. Die 40-Jährige setzte sich in der Stichwahl mit einem Vorsprung von fast 17 Prozentpunkten gegenüber ihrem Mitbewerber, dem von CDU/UFR und FDP unterstützten parteilosen Michael Ebert (52), durch. Kröger kam nach dem vorläufigen Ergebnis auf 58,4 Prozent der Stimmen, Ebert auf 41,6 Prozent. Die Wahlbeteiligung lag bei 36,9 Prozent.
Sie sei sehr dankbar für das Wahlergebnis, sagte Kröger am Abend im Rathaus. „Das ist gerade ein sehr glücklicher Moment.“ Die Wahlergebnisse müssten nun noch offiziell geprüft werden. Auch das Innenministerium müsse noch unterschreiben. Sie werde aber den Dezember bereits zur Vorbereitung nutzen. Ihr Landtagsmandat wird sie abgeben.
Ebert erkannte die Wahlniederlage an: „Natürlich bin ich enttäuscht, aber die Entscheidung der Rostocker und Rostockerinnen muss ich akzeptieren.“ Er gratuliere Kröger und wünschte ihr für die kommenden Jahre „Ausdauer, Durchsetzungskraft und Erfolg bei der Umsetzung ihrer Pläne im Sinne der Hansestadt und deren Einwohner“.
Kröger ist Landtagsabgeordnete und langjährige Fraktionschefin der Linken in der Rostocker Bürgerschaft. Sie und der ranghohe Polizeibeamte Ebert waren beim ersten Durchgang am 13. November aus einem Bewerberfeld von 17 Kandidaten als Bestplatzierte hervorgegangen und so in die Stichwahl gekommen. SPD und Grüne hatten ihre Wähler aufgefordert, für Kröger zu stimmen.
Notwendig wurde die Wahl, weil der bisherige Amtsinhaber Claus Ruhe Madsen im Juni als Wirtschaftsminister in das Kabinett von Ministerpräsident Daniel Günther (CDU) nach Schleswig-Holstein wechselte. Das Oberbürgermeister-Amt wird auf sieben Jahre vergeben. Rostock ist mit knapp 210 000 Einwohnern die größte Stadt Mecklenburg-Vorpommerns.
Kröger ist die erste gewählte Oberbürgermeisterin in der langen historischen Reihe der 231 Bürgermeister und Oberbürgermeister in der Stadt. Lediglich Ida Schillen (PDS) war 2004/05 nach dem Rücktritt des damaligen Oberbürgermeisters vorübergehend für sechs Wochen amtierende Oberbürgermeisterin.
Kröger wird mit einer Bürgerschaft zusammenarbeiten, in der ihre Partei, die Linke, die stärkste Fraktion stellt. Allerdings sind in dem Stadtparlament wechselnde Mehrheiten bei Entscheidungen keine Ausnahme. Die Bürgerschaft zählt 53 Abgeordnete und fünf Fraktionen. Neben der Linken sind das CDU/UFR, Grünen, SPD und der Rostocker Bund. Hinzu kommen fraktionslose Einzelabgeordnete.