Sonntag, 24.November 2024 | 22:47

Herber Dämpfer gegen Ungarn: Die Bayern-Krise weitet sich auf die DFB-Elf aus

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Mit schlechter Form und wenig Selbstvertrauen reisen die Spieler des FC Bayern zur Nationalmannschaft. Dort infizieren sie ihre Mitspieler mit dem FCB-Virus. Gegen tief stehende Ungarn reißen in Leipzig einige Serien und Bundestrainer Hansi Flick gesteht einen Fehler. Doch gibt es eine Lösung?

Marco Rossi verabschiedete sich unter dem Applaus der mitgereisten Journalisten. Der Nationaltrainer Ungarns hatte gerade das 1:0 (1:0) seines Teams in Leipzig erklärt. Der erste Sieg gegen Deutschland seit 2004 war für das DFB-Team auch die erste Niederlage überhaupt in Leipzig und die erste für Bundestrainer Hansi Flick in seinem 14. Spiel. Das letzte Heimspiel vor der WM in Katar war nicht nach dem Geschmack des vierfachen Weltmeisters gelaufen. Hansi Flick aber wollte sich nicht zu viel Enttäuschung anmerken lassen. Er sprach nüchtern und erklärte die Dinge, nahm einen Fehler auf sich, versuchte seine Mannschaft zu schützen. Die Kritik, das musste er erahnen, würde nach dieser Partie ohnehin laut genug werden.

„Ab und zu sollte man nicht ganz seine Emotionen anmerken lassen. Wir müssen etwas lernen und mitnehmen“, sagte er, um doch seine „absolute“ Enttäuschung einzugestehen. Vollkommen zurecht. Genau zwei Monate vor dem ersten WM-Spiel gegen Japan kam besonders das Selbstvertrauen unter die Räder. Zwar fing sich das Team um Ersatzkapitän Thomas Müller in der zweiten Halbzeit ein wenig, doch dem frühen Treffer des ehemaligen Bundesliga-Profis Adam Szalai hatten sie nichts Zählbares entgegenzusetzen. Es gibt neue Zweifel an der Nationalmannschaft und ihrer Beschaffenheit für das Turnier.

„Besser jetzt als im November“, sagte Flick nun und die Spieler um Müller, Joshua Kimmich und Jonas Hofmann schlossen sich der Meinung weitgehend an. „Die erste Halbzeit war einfach richtig scheiße. Wir haben viel verschlafen“, erklärte der als Rechtsverteidiger aufgelaufene Gladbacher Hofmann später: „Das muss uns eine Lehre sein. Das war in großen Teilen zu wenig. Das nervt, das tut weh, aber die Niederlage haut uns nicht um, wir gehen unseren Weg weiter.“

Flick hatte nach der Pause das Spiel verändert. Für Gnabry kam Thilo Kehrer und mit ihm die Dreierkette und das Ende vom dem, was der Bundestrainer später als seinen Fehler auf die Kappe nahm: Das Ende von Jonas Hofmann als Rechtsverteidiger. Der Gladbacher ist einer der wenigen, die in der Liga momentan von sich Reden machen und somit so etwas wie ein Hoffnungsträger. Mit 30 Jahren und nach knapp über zehn Länderspielen. Von denen er einige hinten rechts absolvierte, auch wenn Flick sich nicht erinnern konnte.

„Wir wollten was ausprobieren mit Jonas hinten rechts, mit zwei Verteidigern, die spielstark sind. Wir wollten zwei offensive Außenverteidiger sehen. Wir kamen nie dahin, wo wir sie einsetzen konnten, das hat nicht funktioniert“, sagte Flick: „Ich habe mich für eine Aufstellung entschieden, die so nicht funktioniert hat.“ Hofmann hatte zuvor schon häufiger auf der Position gespielt. Das Eingeständnis wirkte ein wenig kurios. So viele Baustellen vor Katar, so wenig Zeit. Noch ein Spiel bei Nations-League-Absteiger England, ein paar Tage Training, ein letztes Testspiel im November und dann geht es schon los. Die Niederlage von Leipzig bewies: Das deutsche Spiel steht und fällt mit der Form der Bayern und die ist bedenklich. Die Krise der Bayern ist an diesem Freitag auch zu einer Krise der Nationalmannschaft geworden.

Dass es immer nicht unbedingt nur gegen Deutschland, sondern auch gegen den FC Bayern geht, erklärte der prächtig aufgelegte Ungarn-Trainer Rossi nach dem Spiel. Bis zu sieben Spieler des Rekordmeisters, rechnete er vor, könnten problemlos in der Startelf stehen. Und die Bayern, sagte er, seien nun nicht die schlechteste Mannschaft der Welt. Das müsse man gegen Deutschland immer mitdenken. So bleibt die Hoffnung, dass der Sprint zur WM auf Klubebene für Bayern nicht zur Qual wird, dass über Kimmich-Weitschüsse hinaus Lösungen gegen tief stehende Gegner gefunden werden, sonst könnte der so umstrittene Wüstentrip vor Weihnachten schon früh enden. Das letzte Vorrundenspiel ist am 1. Dezember gegen Costa Rica. Rossi hat diese Sorgen nicht. Die Ungarn sind bei der WM nur Zuschauer.

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