Deutschland will die Energiewende. Ökostrom – vor allem aus Wind und Sonne – soll die Abhängigkeit von Importen fossiler Brennstoffe verringern und zum Schutz des Klimas beitragen. Politisch ist der frische Wind schon spürbar, nicht aber beim Bau neuer Anlagen.
Trotz klarer Signale des Bundes für einen beschleunigten Ausbau der Windkraft-Nutzung kommt der Bau neuer Windräder in Mecklenburg-Vorpommern nur schleppend wieder in Gang. Wie aus Erhebungen der Deutschen WindGuard hervorgeht, gingen im Nordosten im ersten Halbjahr 2022 acht Windenergieanlagen neu ans Netz. In den ersten sechs Monaten der Jahre 2010 bis 2018 seien es im Durchschnitt 32 und damit vier Mal so viele gewesen. Auch die Erteilung von Baugenehmigungen hängt demnach weit hinter früheren Zahlen her. Lediglich 16 neue Anlagen sind den Angaben zufolge im Nordosten bewilligt worden, ein Drittel vergangener Jahre.
Der Bundesverband WindEnergie, der zu den Mitorganisatoren der Fachkonferenz RostockWind am Freitag in der Hansestadt gehört, konstatierte eine Neubau-Flaute auch für Offshore-Anlagen. Während in der Nordsee zumindest wieder Fundamente gebaut würden, sei in der Ostsee von einem Aufschwung nichts zu spüren, hieß es. Doch blicke die Branche insgesamt optimistisch in die Zukunft, da die Bundesregierung voll auf die Windenergie setze, um die Abhängigkeit vom Import fossiler Brennstoffe drastisch zu reduzieren.
Nach den Plänen des Bundes soll die installierte Leistung von Offshore-Anlagen vor den Küsten bis zum Jahr 2030 auf mindestens 30 Gigawatt gesteigert werden. Aktuell liegt sie bei knapp 8 Gigawatt. Zudem soll der Anteil der für Windparks genutzten Landfläche auf bundesweit 2 Prozent erhöht werden. In Mecklenburg-Vorpommern sind es derzeit 0,8 Prozent.
Kritiker verweisen allerdings darauf, dass die Produktion von Ökostrom aus Wind und Sonne witterungsbedingt starken Schwankungen unterliegt und die Umstellung Zeit benötigt. Zudem gibt es unvermindert Widerstände in der Bevölkerung gegen den Bau neuer Windparks, insbesondere auch in Mecklenburg-Vorpommern, das zu den Bundesländern mit den höchsten Netzentgelten für Verbraucher gehört. Außerdem fließen die Erträge aus der Windstromproduktion zum Großteil an Betreiber und Investoren in anderen Bundesländern.
So dürfte es auf der Konferenz RostockWind auch darum gehen, wie die Akzeptanz der Windkraft-Nutzung in den betroffenen Regionen erhöht werden kann und die hochgesteckten Ziele der Bundesregierung erfüllt werden können. Zu der Tagung werden unter anderem der Parlamentarische Staatssekretär im Bundeswirtschaftsministerium Stefan Wenzel (Grüne), Mecklenburg-Vorpommerns Wirtschaftsminister Reinhard Meyer (SPD) und Hermann Albers, Präsident des Bundesverbandes WindEnergie, erwartet.