Die Bundestagsabgeordnete Claudia Müller (Grüne) hat als erste Bewerberin für das Rostocker Oberbürgermeisteramt ihren Hut in den Ring geworfen. Sie stehe für eine Kandidatur bereit. „Die Aufgabe ist herausfordernd, aber auch sehr reizvoll“, sagte die gebürtige Rostockerin am Mittwoch der Deutschen Presse-Agentur. Über ihre bevorstehende Kandidatur hatten zuvor der NDR und die „Ostsee-Zeitung“ berichtet.
In der Hansestadt findet am 13. November eine vorgezogene Neuwahl des Stadtoberhauptes statt. Grund ist der überraschende Wechsel des bisherigen Oberbürgermeisters Claus Ruhe Madsen (parteilos) Anfang Juli als Wirtschaftsminister nach Schleswig-Holstein. Nach den vorgegebenen Fristen haben die anderen Parteien noch bis Ende August Zeit, ihre Wahlvorschläge einzureichen.
Über die offizielle Nominierung Müllers, die derzeit Koordinatorin der Bundesregierung für maritime Wirtschaft und Tourismus ist, entscheidet der Kreisverband der Grünen am 2. August. Sie könne sich aber einer breiten Unterstützung in der Partei sicher sein. „Ich trete an, um Oberbürgermeisterin zu werden, nicht als Zählkandidatin“, unterstrich die 40-Jährige ihre Ambitionen.
Rostock sei als größte Stadt des Landes und wirtschaftliches Zentrum von entscheidender Bedeutung für das gesamte Land, könne diese Rolle aber noch besser ausfüllen. „Ich sehe die Probleme, vor allem aber die Chancen, die einfach genutzt werden müssen“, sagte Müller. Dabei verwies sie auch auf die künftigen Aufgaben Rostocks bei der Sicherstellung der Energieversorgung.
Dauerstreit zwischen Bürgerschaft und Verwaltung hatten die Stadt in den zurückliegenden Jahren immer wieder gelähmt und für massive Verzögerungen bei wichtigen Bauprojekten gesorgt. Negativer Höhepunkt war die Absage der für 2025 in Rostock geplanten Bundesgartenschau. Es gelte aus den Fehlern der Vergangenheit zu lernen und ein Wir-Gefühl zu entwickeln. „Rostock kann ganz sicher mehr“, zeigte sich die zweifache Mutter überzeugt.
Erfahrung aus der Kommunalpolitik bringt Müller mit. Von 2014 bis 2017 war die frühere Grünen-Landeschefin Mitglied der Bürgerschaft in Stralsund, zudem saß sie mehr als zehn Jahre lang im Kreistag von Vorpommern-Rügen. 2017 wurde sie zum ersten Mal in den Bundestag gewählt, nach der Wiederwahl 2021 und dem Regierungseintritt der Grünen gewann Müller mit ihrem neuen Amt deutlich an politischem Gewicht.
In der Funktion als Koordinatorin für maritime Wirtschaft hatte sich die Grünen-Politikerin zuletzt wieder häufiger in ihrer Geburtsstadt Rostock und auch in ihrem jetzigen Wohnort Stralsund aufgehalten. Die Schiffbaubetriebe dort und in Wismar standen nach der Insolvenz der MV Werften-Gruppe vor dem Aus, konnten aber auch mit Unterstützung des Bundes als Standorte erhalten werden.