Donnerstag, 28.November 2024 | 17:46

Zeitgewinn in Wismar: Käufer für MV Werft gefunden

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Für 1500 Beschäftigte der insolventen MV Werften ist die für Ende Juni drohende Arbeitslosigkeit vorerst abgewendet.

Die Landesregierung in Schwerin stimmte am Donnerstag in einer Sondersitzung einer weiteren Verlängerung der Transfergesellschaft bis längstens 31. Oktober zu. Zur Finanzierung werden bis zu 10,3 Millionen Euro aus dem MV-Schutzfonds bereitgestellt. „Wir sind optimistisch, dass wir damit die richtige Maßnahme treffen, um den Übergang in weitere Beschäftigung für die Betroffenen zu erreichen“, sagte Wirtschaftsminister Reinhard Meyer nach der zweistündigen Beratung. Für die Werft in Wismar ist die Zukunft gesichert: Nach Informationen der Deutschen Presse-Agentur übernimmt das Kieler Rüstungsunternehmen ThyssenKrupp Marine Systems (TKMS) den Standort.

Die bisherige Finanzierung der Transfergesellschaft wäre Ende Juni ausgelaufen. Nachdem am Donnerstagabend auch die Gremien des Landtags zustimmten, kann das zusätzliche Geld fließen. Von der Verlängerung der Transfergesellschaft können laut Regierung knapp 1500 Beschäftigte profitieren. Für etwa 300 laufe die maximale Verweildauer von einem Jahr ab. Ein Teil der einst 3000 Werftarbeiter hat bereits neue Jobs gefunden.

Nach den Worten Meyers gibt es „sehr ernsthafte Interessenten“ für die Übernahme einzelner Werftstandorte. Wichtige Entscheidungen dazu seien in den kommenden Wochen zu erwarten. „Es gib eine Zukunft für die Standorte der MV Werften“, sagte der SPD-Politiker.

Am Abend wurde bekannt, dass die Thyssenkrupp-Tochter TKMS in Wismar U-Boote für die Marine bauen will. Insolvenzverwalter Christoph Morgen will am Freitag in Wismar über die bevorstehende Übernahme informieren. TKMS galt seit längerem als erster Anwärter. Der U-Boot-Bauer aus Schleswig-Holstein verfügt über ein großes Auftragspolster und plant daher eine Erweiterung seiner Kapazitäten.

Ein nahtloser Übergang in Wismar ist allerdings nicht möglich. Auf der Werft wurden früher Frachtschiffe und seit 2016 Kreuzfahrtschiffe gebaut. Den Angaben zufolge sind vor einem Neustart im Rüstungssegment umfangreiche technische Veränderungen nötig. Meyer äußerte die Erwartung, dass auf der Werft ab 2024 wenigstens 800 Schiffbauer eine neue Arbeit finden werden.

Die Werkhallen der einstigen Kabinenfertigung in Wismar wurden nach seinen Angaben von der Eppendorf-Gruppe erworben, die dort Laborverbrauchsmaterialien aus Hightech-Kunststoffen bauen will. Wie Meyer weiter sagte, gibt es zudem Gespräche mit dem Bund über die Einrichtung eines Marine-Arsenals für Schiffswartung und -reparaturen in Rostock-Warnemünde. Dort könnten etwa 500 Schiffbauer beschäftigt werden.

Das Werftgelände in Stralsund wurde nach der Insolvenz der MV Werften im Januar von der Stadt übernommen, um dort einen maritimen Gewerbepark zu entwickeln. Meyer versprach der Stadt Hilfe des Landes. „Auch der Strukturwandel am Standort Stralsund liegt uns ganz besonders am Herzen.“

Ministerpräsidentin Manuela Schwesig sagte, mit der Unterstützung der Transfergesellschaften zeige die Landesregierung, dass sie auch in schwierigen Zeiten an der Seite der Schiffbauer stehe. „Sie verhindern zunächst, dass die Beschäftigten der Werften in die Arbeitslosigkeit gehen. Und sie sorgen gleichzeitig dafür, dass Investoren, die sich für die Standorte interessieren, schnell mit qualifizierten Fachkräften weitermachen können.“ Die Zeit bis Ende Oktober solle weiter genutzt werden, um Perspektiven für die Standorte zu entwickeln. Die eher düsteren Prognosen zu Beginn der Insolvenz seien ersten Erfolgen gewichen.

Seit der Insolvenz der zum asiatischen Genting-Konzern gehörenden Unternehmensgruppe MV Werften wird um die Weiterführung der Schiffbaubetriebe gerungen. Zuletzt wurden dort im Auftrag Gentings Kreuzfahrtschiffe gebaut. Die Krise der Reisebranche wegen der Pandemie hatte den Mutterkonzern aber tief in die roten Zahlen gebracht, so dass die Insolvenz der Werften allen staatlichen Hilfsangeboten zum Trotz unausweichlich wurde.

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