Die seit Dezember amtierende Bundesregierung hat nach Einschätzung des Energieunternehmens Iberdrola der Erneuerbare-Energien-Branche in Deutschland neuen Schwung gebracht. Auch die Energieknappheit infolge des Ukraine-Kriegs führe dazu, dass zuletzt weitgehend ruhenden Pläne der Offshore-Windindustrie wieder aufgenommen würden, sagte die Geschäftsführerin von Iberdrola Deutschland, Iris Stempfle, der Deutschen Presse-Agentur vor einem Treffen mit Zulieferern am Dienstag in Rostock.
Positiv bewertete sie generell auch das Osterpaket der Bundesregierung, mit dem gesetzübergreifend wichtige Weichenstellungen für die Entwicklung von Offshore-Windparks erfolgen sollen. Für die erfolgreiche Umsetzung der Energiewende sei es unerlässlich, die Wettbewerbsfähigkeit des deutschen Marktes im internationalen Vergleich sicherzustellen.
Beim Zulieferer-Treffen kommen rund 100 lokale Unternehmen mit Iderdrola und den drei Hauptauftragnehmern des künftigen Windparks östlich von Rügen zusammen. Iberdrola und das Windenergie-Netzwerk MV wollen damit einen wichtigen Beitrag zur lokalen Wertschöpfung leisten.
Noch in diesem Jahr soll mit dem Bau von „Baltic Eagle“ begonnen werden, 2024 werde der Park mit 50 Anlagen à 9,5 Megawatt ans Netz gehen. Iberdrolas Investitionen für „Baltic Eagle“ belaufen sich laut Stempfle auf rund 2,5 Milliarden Euro, die sich auf die ganze Lieferkette verteilt. Zusammen mit dem derzeit in Planung befindlichen Offshore-Windpark „Windanker“ werden die Investitionen bei etwa 3,5 Milliarden Euro liegen. Mit dem bereits bestehenden Windpark „Wikinger“ werde Iberdrola ab 2026 über 1,1 Millionen Haushalte mit Ostsee-Windstrom versorgen.
Der Vorsitzende des Windenergie-Netzwerks MV, Andree Iffländer, betonte, dass durch das Absenken der Ausbauziele durch die frühere Bundesregierung viel Zeit und viel Vertrauen verloren gegangen sei. „Investitionen sind ausgeblieben und Lieferketten unterbrochen“, sagte er. Diese Ketten müssten nun, da der Druck zum Ausbau der regenerativen Energie enorm hoch sei, mühsam wieder aufgebaut werden.
Die Probleme seien daran zu erkennen, dass in diesem Jahr ein Gigawatt Offshore-Leistung ausgeschrieben werde, im nächsten Jahr werden es sieben bis acht Gigawatt sein. „In den vergangenen zehn Jahren haben wir insgesamt aber nur acht Gigawatt gebaut“, sagte Iffländer. Diese Zeit lasse sich nicht mehr aufholen.
Wie Stempfle weiter sagte, würden beim Betrieb von „Baltic Eagle“ die Auswirkungen auf den Vogelzug untersucht. „Auf Grundlage der vorliegenden Erkenntnisse sind keine negativen Auswirkungen auf den Vogelzug zu erwarten.“ Nun würden aber mit Radar- und Kamerasystemen umfangreiche Daten gesammelt.