Sonntag, 24.November 2024 | 07:25

Experten kritisieren Einführung von kostenfreiem Ferienhort

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Die Einführung des kostenfreien Ferienhorts bereits zu den diesjährigen Sommerferien in Mecklenburg-Vorpommern stößt bei Praktikern auf Kritik. Schon jetzt herrsche Personalmangel, der sich dann bei erhöhter Nachfrage noch zu verstärken drohe, hieß es bei einer Anhörung zu der geplanten neuen Sozialleistung am Donnerstag im Landtag.

So forderte der Landkreis Ludwigslust-Parchim, dass zunächst die Ausbildungskapazitäten erhöht werden müssten, um den zu erwartenden Personalbedarf zu decken. Der Fachkräftemarkt sei angespannt. Es bestehe die Gefahr, dass Horte gar kein Ferienprogramm anbieten, weil sie es kräftemäßig nicht stemmen könnten. Es könne andererseits auch passieren, dass bei Ferienangeboten anderer Anbieter, die bezahlt werden müssen, die Teilnehmerzahlen einbrechen. Auch die Gewerkschaft Verdi forderte mehr Personal für die Horte.

Bildungsministerin Simone Oldenburg (Linke) betonte: „Jeder Tag, an dem Kinder kostenlos betreut, gefördert und gebildet werden, ist ein guter Tag für die Kinder und gleichzeitig auch eine Entlastung für die Familien in MV.“ Die Kinder hätten in allen Ferien insgesamt einen Anspruch auf 40 Tage Betreuung. Horte könnten also weiterhin Schließzeiten auch in den Sommerferien haben. In den vergangenen zwei Jahren haben nach ihren Worten mehr als 5000 Kinder den in der Corona-Pandemie bereits beitragsfreien Ferienhort im Sommer in Anspruch genommen. „Das führte den Erkenntnissen nach weder zu einem Personalmangel noch zu einem nicht zu bewältigenden erhöhten Personalbedarf“, so Oldenburg. Nun solle der Ferienhort generell beitragsfrei werden. Ein entsprechendes Gesetz soll verabschiedet werden.

Die Opposition schloss sich der Expertenkritik an. Die sozialpolitische Sprecherin der Grünen, Anne Shepley, sagte: „Unsere Erzieherinnen und Erzieher arbeiten schon lange am Limit. Die heutige Anhörung hat gezeigt, dass sich die Fachleute einig sind: Wir brauchen zunächst konkrete Maßnahmen zur Verringerung des Fachkräftemangels.“ Die bildungspolitische Sprecherin der FDP-Landtagsfraktion, Sabine Enseleit, meinte: „Der beitragsfreie Hort ab diesem Sommer ist gut gemeint, aber schlecht geplant.“ Das gehe zulasten der Erzieherinnen und Erzieher und der Kinder und Familien. Der schulpolitische Sprecher der AfD-Landtagsfraktion, Enrico Schult, erklärte, da nur größere Horte das kostenfreie Ferienangebot personell stemmen könnten, drohe langfristig eine die kleineren Horte zusammenlegende Zentralisierung. Dies könne sogar eine geringere Versorgung im ländlichen Raum zur Folge haben.

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