Auch wenn es elf Jahre her ist, sind die Bilder vom Sandsturmunfall für viele Menschen unvergessen. Damals starben acht Menschen, mehr als 100 wurden verletzt. Die Gefahr einer Wiederholung ist nach Ansicht von Umweltschützern nicht gebannt.
Eine Feldbewirtschaftung mit integrierten Baumreihen kann nach Ansicht des Bundes für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) die Gefahr von Sandstürmen deutlich verringern. „Mehrreihige Hecken und sogenannte Agroforst-Systeme bieten auf erosionsgefährdeten Feldern besseren Schutz vor Wind- und Boden-Erosion“, sagte der BUND-Agrarexperte Burkhard Roloff vor dem elften Jahrestag des Sandsturmunfalls auf der A19 südlich von Rostock. Agroforstwirtschaft ist eine Landnutzungsform, bei der mehrjährige Bäume und Sträucher auf derselben Fläche angepflanzt werden, auf der auch landwirtschaftliche Nutzpflanzen angebaut sind.
Am 8. April 2011 hatte ein Sandsturm den Autofahrern die Sicht genommen, 83 Fahrzeuge rasten ineinander. Acht Menschen starben, mehr als 100 Menschen wurden verletzt. Als Ursache des Sandsturms gilt laut BUND vorherige Bodenbearbeitung auf den riesigen und stark ausgetrockneten Feldern bei gleichzeitigen stürmischen Ost-Wind.
Ein Beispiel in Mecklenburg-Vorpommern für Agroforst ist der Biohof Garvsmühlen bei Rerik. Wie Sabine und Ulrich Kotzbauer vom Biohof sagten, sei ein 4,5 Hektar großes Feld mit etwa 150 Bäumen angelegt worden. Es soll in den kommenden Jahren schrittweise erweitert werden. Sie betonten, dass die Bepflanzung in Reihen so angelegt sei, dass die maschinelle Bearbeitung problemlos möglich sei. Der Abstand zwischen den Baumreihen werde den Arbeitsbreiten der Maschinen angepasst.
Die Bäume hätten zudem den Vorteil, dass durch die Bäume die Windgeschwindigkeit und damit auch der Verlust an Boden stark reduziert werden. Zusätzlich geben Bäume Feuchtigkeit ab und veränderten so das Mikroklima. Sabine Kotzbauer widersprach der These, dass durch Agroforst die Hektarerträge sinken. Durch das verbesserte Klima könne es höhere Erträge geben. Und bei Obstbäumen könnten die Früchte, bei anderen Bäumen das Holz verwertet werden.
Roloff kritisierte, dass in den zurzeit erarbeiteten Agrarumwelt- und Klimamaßnahmen des Landes ab 2023 Agroforstsysteme nicht vorgesehen seien. „Wir brauchen endlich eine attraktive Förderung für Agroforstsysteme als Agrarumwelt- und Klimamaßnahme.“