Immer mehr Firmen wollen in den kommenden drei Monaten ihre Preise erhöhen. Darauf weisen die am Mittwoch veröffentlichten Ifo-Preiserwartungen hin, die mit 54,6 Punkten einen Höchstwert erreichten. Im Vergleich zum Februar stieg der Index um 7 Punkte.
„Damit dürfte die Inflationsrate in diesem Jahr auf deutlich über 5 Prozent steigen“, sagte Ifo-Experte Timo Wollmershäuser. „Das gab es in Deutschland zuletzt vor über 40 Jahren, als die Inflationsrate nach der zweiten Ölpreiskrise im Jahr 1981 auf 6,3 Prozent kletterte.“
Die Preissteigerungen sind laut Ifo insbesondere im konsumnahen Bereich zu erwarten. Im Nahrungsmitteleinzelhandel beispielsweise liegt der Wert bei 94. Das bedeutet, dass die allermeisten Befragungsteilnehmer aus dieser Branche Preiserhöhungen planen. Der Wert errechnet sich nämlich aus dem Anteil der Firmen, die Preise erhöhen wollen minus dem Anteil, der die Preise senken will. Er wird allerdings noch um Saisoneffekte bereinigt. „Der Angriff Russlands auf die Ukraine treibt nicht nur die Energiekosten in die Höhe, sondern auch die Preise vieler Agrarrohstoffe“, erklärte Wollmershäuser.
Besonders viele Preissteigerungen sind laut Ifo zudem im sonstigen Einzelhandel, bei konsumnahen Dienstleistungen, im Großhandel und der Industrie zu erwarten. Dazu, wie hoch die Preissteigerungen ausfallen, fragt das Ifo nicht.
Volkswirte führender deutscher Finanz- und Wirtschaftsinstitutionen sehen wegen der Ukraine-Krise eine erhöhte Gefahr dauerhafter Inflation. „Das Risiko einer Lohn-Preis-Spirale ist deutlich höher geworden“, sagte die Wirtschaftsweise Veronika Grimm in einer dpa-Umfrage. „Die Wahrscheinlichkeit steigt, dass wir mittelfristig eine Lohn-Preis-Spirale sehen werden“, sagte auch Marc Schattenberg von Deutsche Bank Research.
Fritzi Köhler-Geib, Chefvolkswirtin der staatlichen KfW-Gruppe, sagte: „Die Inflation kann weiter steigen und sich wenigstens vorübergehend verfestigen“. In jedem Fall seien die wirtschaftlichen Folgen des russischen Überfalls auf die Ukraine gravierend für Deutschland.