Donnerstag, 28.November 2024 | 17:55

Krieg und Klimawandel belasten die Landwirtschaft

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Vor dem Saisonstart sprechen die Vorzeichen für ein turbulentes Jahr für die Landwirtschaft in Mecklenburg-Vorpommern.

Sowohl die Folgen des Klimawandels als auch Preissteigerungen und Materialknappheiten wegen des Krieges in der Ukraine seien Faktoren, die für steigende Erzeugerpreise und einen knapperen Ertrag sorgen könnten, hieß es übereinstimmend bei Bauernverband, Landesforschungsanstalt und Landwirtschaftsministerium. Zwar drohe keine Nahrungs- und Futtermittelknappheit, doch die Inflation dürfte durch die verschiedenen Effekte weiter angeheizt werden.

Bauernvertreter und Ministerium sehen vor allem die Versorgung mit Düngemitteln vom Krieg in der Ukraine negativ beeinflusst. Einerseits seien wichtige Produktionsstätten für Düngemittel in Odessa und der ukrainischen Region Cherkasy stillgelegt oder stünden kurz davor, anderseits haben die Sanktion dem Ministerium zufolge zu einer Unterbrechung der Kali-Lieferungen aus Belarus in die EU geführt.

Die Landwirte, die bereits unter hohen Spritpreisen leiden, weisen auch darauf hin, dass Öl und Gas auch zur Düngerherstellung gebraucht werden. Die Folge: „Dünger ist extrem teuer geworden und zum Teil physisch nicht mehr verfügbar“, so der Bauernverband im Nordosten. Die Betriebe versuchen durch höhere Erzeugerpreise ihre Kosten zu decken, doch da ein Großteil der Vorjahresernte verkauft sei, werde die Ernte für 2022 in großem Stil im Voraus angeboten. Diese Preisentwicklung kommt laut Ministerium zudem nicht von ungefähr, schon seit der Ernte 2020 seien die Preise deutlich gestiegen.

Bei den Importen von Landwirtschaftsgütern an sich droht wegen des Krieges laut Agrarministerium vor allem der Import von Raps, Sonnenblumen, Roggen und Mais zu leiden. Unter anderem stammen demnach 10 Prozent der Raps- und 52 Prozent der EU-Maisimporte aus dem Krisenland. Bei Sonnenblumen machen Russland und die Ukraine gemeinsam fast die gesamte Importmenge aus. Sollten diese Einfuhren ausfallen, wird der Bezug aus anderen Ländern aus Sicht der Landesregierung deutlich höhere Preise zur Folge haben.

Im Unterschied zur Land- ist die Viehwirtschaft den Angaben nach weniger direkt von der geopolitischen Krise betroffen, trotzdem dürften dort aus Sicht des Ministeriums die Preise steigen. Grund dafür sei die bereits 2021 gesunkene Zahl an Schweinen und Rindern in Deutschland, der Rückgang betrug demnach 9 und 7 Prozent. Das geringere Angebot treibe die Schlachtpreise in die Höhe.

Der Klimawandel ist mit Sicherheit die dauerhafteste und nachhaltigste Einflussgröße für die Landwirtschaft: Laut Landesforschungsanstalt hat sich in den vergangenen Jahren die Vegetationszeit im Land nachweislich um 22 Tage verkürzt und beginnt fast 3 Wochen früher, zudem nehme das Risiko beim Spätfrost zu.

Die Forscher stellten zudem fest, dass die Bodentemperatur im Jahresschnitt sogar stärker gestiegen ist als die Lufttemperatur. Zudem falle zwar nicht weniger Regen, doch er konzentriere sich zunehmend in Küstennähe. Der Bauernverband sieht darin zwei Gefahren: So führe die höhere Durchschnittstemperatur zu einer stärkeren Verbreitung eingeschleppter Schädlinge und Unkräuter und andererseits steige demnach im Landesinneren das Dürrerisiko, was die Pflanzen durch Trockenstress noch anfälliger für Schädlinge mache.

Das Landwirtschaftsministerium rechnet insgesamt mit einer geringeren Ernte in diesem Jahr, hier wird vor allem der Mangel an Düngemitteln angeführt. Die von den Landwirten zudem beobachtete Zunahme der Wetterextreme könnte diesen Effekt im Agrarjahr 2022 noch verstärken.

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