Dienstag, 26.November 2024 | 09:28

Lebensumstände von Flüchtlingen im Fokus der Diskussion

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Die Lebensumstände von Ukraine-Flüchtlingen in Mecklenburg-Vorpommern sind am Donnerstag in den Mittelpunkt der Diskussion gerückt.

So beklagte die Hilfsorganisation „Rostock hilft“ mit Blick auf die Corona-Problematik, dass es in der Rostocker Hansemesse kein geeignetes Hygienekonzept gebe. Laut Sprecherin Christin Voss ist in der Halle für infizierte Flüchtlinge nur ein Bereich mit Baugittern abgetrennt. Nicht infizierte Menschen könnten so nicht ausreichend geschützt werden. Angaben der Stadt über die Zahl der Infizierten lagen nicht vor.

„Die Hansemesse ist eine Notunterkunft. Der Krieg in der Ukraine kam, wie wir alle wissen, sehr überraschend“, relativierte Innenminister Christian Pegel (SPD) die Kritik. Kommunen und Landesregierung hätten sich sehr schnell und sehr gut vorbereitet. „Es ist aber unmöglich, binnen weniger Tage so viele Unterkünfte bereitzustellen, die für einen längerfristigen Aufenthalt geeignet sind.“ Notunterkunft bedeute, dass Betten, Essen, Heizung, Sanitäranlagen und medizinische Versorgung vorhanden seien.

Nach seinem Besuch am Samstag ist für Pegel klar: „Es ist schwer sich vorzustellen, man sei mit seiner Familie in solch einer Situation.“ Alle Beteiligten würden sich größtmögliche Mühe geben, den Kriegsflüchtlingen den Aufenthalt so komfortabel wie möglich zu gestalten. So würden Studenten der Hochschule für Musik und Theater Rostock in der Hansemesse musizieren und Sportvereine mit den Flüchtlingen vor der Halle Sport treiben.

Auch für Oberbürgermeister Claus Ruhe Madsen (parteilos) birgt die aktuelle Situation beispielsweise bei der Hygiene Gefahren: Es gebe die Sorge, dass sich ansteckende Krankheiten wie Covid-19 rasend schnell ausbreiten könnten, sagte Madsen der „Ostsee-Zeitung“ (Donnerstag). Die Impfquote in der Ukraine sei wesentlich geringer als in Deutschland. Aber es gehe auch um Tuberkulose oder die Krätze.

Die Hansemesse war jüngst zum zentralen Anlaufpunkt in Mecklenburg-Vorpommern für Flüchtlinge aus der Ukraine benannt worden. Die Menschen sollen nach ein oder zwei Tagen Aufenthalt von dort aus im Land weiterverteilt werden. Früheren Angaben zufolge plant die Stadt mit einer Kapazität von maximal 1200 Menschen.

Katharina Horn von der Grünen Jugend MV sieht die Kritik an den Zuständen in der Messehalle als berechtigt an. „Die Verteilung auf ganz MV dauert zu lange, die Halle ist zu kalt und die hygienische Situation ist unterirdisch.“ Es müsse jetzt schnell daran gearbeitet werden, dass die Geflüchteten würdig und möglichst dezentral untergebracht werden.

Als Alternative schlug „Rostock hilft“ vor, eine zweite Halle anzumieten, wo infizierte Flüchtlinge unter ausreichenden hygienischen Bedingungen untergebracht werden können. Auch könnte die Hansemesse selbst mit flexiblen Trennwänden geteilt werden.

Das Sozialministerium verwies am Donnerstag darauf, dass ukrainische Kriegsflüchtlinge Anspruch auf kostenlos Deutschkurse haben. „Vom Bundesarbeitsministerium haben wir gestern noch einmal die eindeutige Aussage bekommen, dass die Sprachkurse und Berufssprachkurse für Flüchtlinge aus der Ukraine geöffnet sind“, hieß es. Dies gelte auch für die Erstorientierungskurse. Die Kapazität vorhandener Kurse werde vielerorts in MV hochgefahren. So versuchten viele Volkshochschulen, mehr Menschen in einem Kurs unterzubringen als vorgesehen.

Aus Rücksicht auf ukrainische Flüchtlinge bleiben in einigen Regionen Mecklenburg-Vorpommerns die Sirenen vorerst weitgehend stumm. Damit solle vermieden werden, traumatische Kriegserlebnisse wieder hochkommen zu lassen. Der Landkreis Nordwestmecklenburg setzt den Probealarm bis zum 24. April aus. Auch in Schwerin sollen die Sirenen mindestens bis Ende April nicht heulen. Laut Innenministerium werde diese Vorgehensweise nicht auf das gesamte Land ausgeweitet.

De Hilfsbereitschaft der Menschen in Rostock für Ukraine-Flüchtlinge ist nach dem Eindruck von Voss ungebrochen. „Alle möchten mit anpacken“, sagte sie. Die Ukrainerin Nataliya Lomakina hat dank der schnellen Unterstützung der Nordkirche in der Rostocker Nikolaikirche eine Sammelstelle für Hilfsgüter eingerichtet. Dort können die Flüchtlinge selbst kommen und ihren Bedarf decken. Primäres Ziel sei der Transport von Hilfsgütern in die Ukraine. Lomakina berichtete, dass Kliniken, Arztpraxen und Apotheken für Unterstützung aus dem medizinischen und pharmazeutischen Bereich sorgen.

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