Die Bundesregierung ringt mit dem asiatischen Eigentümer um die Rettung der angeschlagenen MV-Werften mit mehr als 1900 Arbeitsplätzen.
Der Bund sei weiterhin zu einem Rettungspaket bereit, wolle aber nicht von seiner Forderung nach einem Eigenbeitrag des Eigentümers abrücken, erfuhr die Deutsche Presse-Agentur am Freitag. „Wir stehen an der Seite des Unternehmens und seiner Beschäftigten, um diese schwere Zeit gemeinsam durchzustehen. Es liegt jetzt einzig an den Eigentümern, ebenfalls einen angemessenen Beitrag zu leisten“, sagte Wirtschafts-Staatssekretär Udo Philipp.
Dazu sei der Eigentümer, der Konzern Genting Hongkong, derzeit aber nicht bereit. Es fehle ein klares Bekenntnis der Eigentümer zu ihrer Werft, sagte Philipp. „Das ist enttäuschend und gefährdet viele Tausend Arbeitsplätze in der Region.“
An der Börse in Hongkong wurde am Freitag der Handel mit Aktien des Werftbesitzers ausgesetzt. Genting Hongkong veranlasste den Schritt selbst, weil eine Ankündigung über Informationen aus dem Unternehmen erwartet werde, wie es in einer Mitteilung des Konzerns hieß. Mehr Details wurden zunächst nicht genannt.
Die Bundesregierung hatte bereits vor Weihnachten einen Finanzierungsvorschlag zur Rettung der angeschlagenen Werften in Mecklenburg-Vorpommern und Bremerhaven vorgelegt. Dadurch sollten die mehr als 1900 Arbeitsplätze in einer strukturschwachen Region mit nur wenig Industrie gesichert werden.
Konkret sollte das riesige Kreuzfahrtschiff „Global Class 1“ mit rund 600 Millionen Euro aus dem Wirtschaftsstabilisierungsfonds fertig gebaut werden. Im Gegenzug verlangte das Wirtschaftsministerium nach dpa-Informationen einen Eigenbeitrag des Eigentümers von 60 Millionen Euro. Als Sicherheit für die Finanzspritze des Bundes sollte das Schiff verwendet werden.
Seit Weihnachten gab es nach dpa-Informationen mehrere intensive Gespräche mit den Eigentümern und einen engen Austausch zwischen Wirtschaftsministerium und Land Mecklenburg-Vorpommern. Auch die Landesregierung ist zu einer Finanzspritze bereit. Der Eigentümer weigert sich aber, selbst einen Beitrag zur Rettung seiner Werften zu leisten.
Genting hatte die Werften in Rostock, Wismar und Stralsund 2016 als Reaktion auf den damals boomenden Kreuzfahrt-Markt erworben, um dort für konzerneigene Reedereien Schiffe bauen zu lassen. Doch mit dem Einbruch der Branche infolge der Corona-Krise geriet der asiatische Mutterkonzern in Schwierigkeiten, die bis heute anhalten. Die Beschäftigten der MV Werften müssen nun um die Fortführung des Schiffbaus und damit um ihre berufliche Zukunft bangen.
Derzeit müssen die etwa 2000 Beschäftigten Gewerkschaftsangaben zufolge weiter auf ihre Dezemberlöhne warten. Die Geschäftsführung habe mitgeteilt, dass zwar 30 Millionen Euro auf den Konten der Werft seien, die Löhne aus rechtlichen Gründen aber nicht ausgezahlt werden könnten, sagte Stefan Schad von der IG Metall am Freitag nach einer Belegschaftsversammlung in Wismar.