Im Prozess wegen bandenmäßigen Drogenhandels prüft das Landgericht Neubrandenburg die Freilassung der inhaftierten Angeklagten.
Anlass sind die lange Dauer der Untersuchungshaft und neue Erkenntnisse der Ermittlungsbehörden, wie drei Verteidiger am Montag im Prozess am Landgericht sagten. Die Männer sind seit 13 Monaten in U-Haft. Eine Entscheidung soll bis zum Jahresende getroffen werden, sagte Richter Henning Kolf. Eine ebenfalls beantragte Aussetzung des Prozesses, der seit Monaten läuft, lehnte die Kammer jedoch ab.
Den vier Angeklagten im Alter von 38 bis 59 Jahren von der Mecklenburgischen Seenplatte und aus Schwerin wird bandenmäßiger Rauschgifthandel vorgeworfen. Sie sollen 2020 Kokain und andere Drogen aus den Niederlanden besorgt und damit gehandelt haben. Laut Anklage geht es um elf Fälle mit etwa 7,7 Kilogramm Kokain, wovon 2 Kilo im November 2020 in einem präparierten Wagen beschlagnahmt wurden. Der Fall steht im Zusammenhang mit einer Datenabfangaktion französischer Ermittler, den sogenannten Encrochat-Daten. (Az.: 23 KLs 7/21).
Die Anwälte boten dem Landgericht auch an, dass die Angeklagten für die Aufhebung der Haftbefehle Kautionen zwischen 5000 und 50.000 Euro hinterlegen. Auch eine elektronische Fußfessel würden die Männer akzeptieren.
Die Kryptierungs-Software Encrochat wurde von der organisierten Kriminalität zur Abwicklung illegaler Geschäfte genutzt. Der Dienst galt wegen seiner aufwendigen Verschlüsselung als nicht zu knacken. Der niederländischen und französischen Polizei gelang es aber 2020 die Software zu entschlüsseln und Millionen geheimer Daten abzuschöpfen. Dies führte zu Verhaftungen in ganz Europa.
Als Hauptangeklagter gilt in Neubrandenburg ein 59-Jähriger. Er soll zwei Angeklagte als Fahrer für die Beschaffungsfahrten eingesetzt haben. Als Hauptdealer gilt ein 38-Jähriger aus Stavenhagen. Der Prozess wird am 7. Januar fortgesetzt, dann sollen Mitarbeiter des Bundeskriminalamtes BKA gehört werden.