Die Bildungsgewerkschaft GEW betrachtet das Infektionsgeschehen an Schulen und Kitas in Mecklenburg-Vorpommern mit Sorge und übt Kritik an der Arbeitsweise einzelner Gesundheitsämter.
So habe es Rückmeldungen gegeben, dass diese Genesenen-Nachweise bereits vor der Freitestung am fünften Tag verschickt hätten. „So etwas darf nicht passieren!“, sagte die GEW-Landesvorsitzende Annett Lindner am Freitag in Schwerin. Sie forderte von den zuständigen Ämtern sicherzustellen, dass positiv getestete Kinder, Jugendliche und Erwachsene sowie deren enge Kontaktpersonen Schulen und Kitas nicht betreten.
Die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) geht nach den Worten ihres Co-Vorsitzenden Maik Walm davon aus, dass sich das Coronavirus unter Kindern schon stärker ausgebreitet hat als offiziell gemeldet. Die Sieben-Tage-Inzidenz für Kindern zwischen 5 und 14 Jahren werde schon mit dem sehr hohen Wert von 1200 angegeben.
„Entsprechend den Nachrichten, die wir aus unserer Mitgliedschaft erhalten, müssen wir leider davon ausgehen, dass die Gesundheitsämter zurzeit nicht mehr mit den Meldungen hinterherkommen, die tatsächlichen Zahlen also noch höher sind“, sagte Walm. Das aktuelle Kontaktpersonen-Management sei vielerorts lückenhaft, Schul- oder Kitaleitungen würden mitunter nicht über aufgetretene Fälle informiert. Dies führe bei Beschäftigten, Eltern und Kindern zu großen Verunsicherungen.
Das Landesamt für Gesundheit und Soziales in Rostock hatte eingeräumt, dass die kommunalen Gesundheitsämter angesichts der insgesamt rapide gestiegenen Infektionszahlen mit den Meldungen teilweise in Verzug kämen. In der ersten Dezemberwoche waren landesweit bis zu 1600 Neuinfektionen pro Tag registriert worden. Die Sieben-Tage-Inzidenz kletterte zeitweise auf Werte um 440, sinkt seit einigen Tagen aber.
Zweifel äußerten die Gewerkschafter auch an Aussagen, dass infizierte Schüler oder Beschäftigte in 70 Prozent der Fälle keine weitere Ansteckung auslösten. Dies stimme nicht mit dem praktischen Erleben in Kitas und Schulen überein. „Was wir brauchen, sind klare Handlungsempfehlungen, basierend auf einer guten Datengrundlage“, forderte Lindner.
Nach Angaben des Landesamtes für Gesundheit und Soziales (Lagus) waren zum Ende der Woche an 218 Schulen und 119 Kitas Corona-Fälle aktenkundig. Gemeldet wurden 406 infizierte Schüler und 190 sogenannte Folgefälle. Für die Kitas wurden 98 sogenannte Indexfälle bei Kindern und 40 Folgefälle registriert. Aus der Statistik geht weiter hervor, dass aktuell 84 Kita-Erzieher und -Erzieherinnen infiziert sind und 43 Lehrkräfte.
Vor vier Wochen hatten die Infektionszahlen an den Schulen knapp halb so hoch, in den Kitas bei einem Drittel gelegen.