Mittwoch, 27.November 2024 | 21:43

Medizinische Versorgung in MV bedarf dringender Reformen

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Die Enquetekommission des Landtags zur Zukunft der medizinischen Versorgung in Mecklenburg-Vorpommern drängt Regierung, Krankenkassen, Kliniken und Ärzteverbände zum Handeln. „Es gibt kein Erkenntnisdefizit. Es geht um die Umsetzung“, sagte der Kommissionsvorsitzende Jörg Heydorn (SPD) am Dienstag in Schwerin bei der Vorstellung des knapp 200 Seiten langen Abschlussberichts.

Darin empfiehlt die aus Abgeordneten und Fachleuten aus dem Medizinbereich zusammengesetzte Kommission für die kommende Legislaturperiode die Einsetzung einer Regierungskommission. Darin sollten neben den zuständigen Ressorts auch Verbände und Krankenkassen vertreten sein. „Was wir erlebt haben, ist, dass die Bereitschaft, etwas zu verändern, bei fast allen sehr groß ist“, sagte Heydorn. In dieser Frage sei ein deutlicher Wandel eingetreten.

Der zunehmende Personalmangel in Arztpraxen und Kliniken und die demografische Entwicklung mit einer immer älter werdenden Bevölkerung lasse darauf schließen, dass die Probleme vor allem in ländlichen Regionen eher größer als kleiner werden. Deshalb seien neue Konzepte für eine vernetzte medizinische Versorgung erforderlich, ohne die strenge Trennung von ambulant und stationär und unter Einbeziehung der Telemedizin.

Zudem gelte es einen leistungsfähigen öffentlichen Nahverkehr sicherzustellen. „Denn auch Menschen ohne eigenes Auto müssen zum Arzt und von dort wieder nach Hause kommen“, erklärte Heydorn. Etwa 20 Prozent der Bevölkerung seien dabei auf Bus und Bahn angewiesen. Als Beispiel für ein bereits gut funktionierendes System nannte Heydorn die Rufbusse im Landkreis Ludwigslust-Parchim. Schätzungen zufolge koste es lediglich fünf Millionen Euro, dieses System auf das ganze Land auszudehnen.

Ziel bleibe die Gewährleistung einer wohnortnahen und zugleich hochwertigen medizinischen Versorgung. Angesichts der dünnen Besiedlung im Nordosten, des Mangels an Fachkräften und auch wegen des hohen Kostendrucks könne strukturelle Veränderung aber nicht ausgeschlossen werden. „Wir verstellen uns häufig den Blick auf Lösungen, weil wir in vielen Fällen meinen, es muss so werden wie vorher“, sagte Heydorn.

Er griff dabei die Debatte um die Erhaltung von Geburtenstationen auf. Diese ließen sich nur bei einer bestimmten Anzahl von Geburten effektiv betreiben. So seien bei 300 Geburten im Jahr etwa 6 Hebammenstellen zu besetzen, bei 600 Geburten nur eine halbe Stelle mehr. „Das Thema Zentralisierung der Geburtshilfe wird nicht zu verhindern sein“, zeigte sich Heydorn überzeugt. Vor allem die Schließungsabsichten für die Geburtenstationen in Crivitz bei Schwerin hatten für massive Proteste gesorgt.

In ihrem Bericht schlägt die Enquetekommission auch vor, die staatlichen Investitionen für Krankenhäuser konsequent an definierten Gesundheitszielen und den tatsächlichen Bedarfen der Patienten auszurichten. Projekte, die auf eine sektorenübergreifende Versorgung im Rahmen von Clustern abzielen, sollten besondere Förderung erhalten. Im Rhythmus von drei, maximal vier Jahren sollen alle Versorgungsbedarfe regional erfasst und mit den Angeboten abgeglichen werden. Dabei gehe es um alle medizinischen Leistungsfelder, von der allgemeinmedizinischen Versorgung bis hin zu Altenpflege, Rettungswesen und Prävention. Gerade mit Blick auf die wachsende Zahl bei Erkrankungen wie Diabetes und Fettleibigkeit müssten Aufklärung und Vorsorge gestärkt werden, forderte Heydorn.

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