Mecklenburg-Vorpommerns Ministerpräsidentin Manuela Schwesig (SPD) hat die Bundesregierung aufgefordert, bis zum 1. August 2021 eine Impfstrategie für Kinder vorzulegen.
Zusammen mit Epidemiologen, Kinderärzten und der Ständigen Impfkommission müsse analysiert werden, welche Erfahrungen Länder wie England, Portugal und Israel mit der Kinderimpfung gemach haben. Auch die Erfahrung mit der Delta-Variante solle mit einfließen, sagte Schwesig in der Talkshow „maybrit illner“.
Aktuell hält die Ständige Impfkommission aber daran fest, keine generelle Empfehlung für Kinder-Impfungen auszusprechen. Am Freitagmittag sagte der Stiko-Vorsitzende Thomas Mertens dem „Spiegel“: „Im Augenblick gibt es keinen Grund für eine hastige Änderung, auch wenn dies manchmal gefordert wird.“ Auch bei der Delta-Variante sei keine verstärkte Erkrankung von Kindern festgestellt worden. Daher sei die Impfung der Eltern, Großeltern und Lehrer weiter vordringlich.
Die Impfkommission empfiehlt also vorerst weiterhin nur die Impfung von 12-17-Jährigen mit bestimmten Vorerkrankungen. Das betrifft einer Studie zufolge rund elf Prozent, also rund 450.000 Kinder und Jugendliche. Knapp die Hälfte von ihnen leidet unter Asthma. Aber auch bei anderen Erkrankungen wie Adipositas, Diabetes und Herzfehlern wird eine Impfung empfohlen.
Mitte Juni wehrte sich die Stiko gegen politischen Druck bei der Kinderimpfung. Vor allem Politiker wie Karl Lauterbach hatten die Stiko vehement kritisiert und immer wieder die Empfehlung für alle Kinder gefordert.
Auch Impfarzt und Stiko-Mitglied Dr. Martin Terhardt ärgert der politische Druck. Im Interview mit dem rbb sagte er: „Mich entsetzt das immer wieder, wie die Politik vorprescht und wissenschaftliche Daten eher ignoriert. Wir haben in der Stiko entschieden, dass wir die Kinderimpfung ab 12 zurzeit nicht generell empfehlen.“
Man wisse inzwischen, dass Jugendliche sich zwar infizieren, aber selten schwer an Covid-19 erkranken. Es gebe aber inzwischen Hinweise auf seltene Komplikationen bei Impfungen in dieser Altersgruppe: „Was wir seit einer Woche wissen aus den USA, wo ungefähr sechs Millionen Jugendliche geimpft wurden, dass es durchaus seltene Komplikationen geben kann in Form von Herzmuskelentzündungen, gerade in der jüngeren Altersgruppe, vor allem bei Jungs.“