Lange hat Mecklenburg-Vorpommern auf den Moment gewartet, dass Gäste aus ganz Deutschland ins Land kommen dürfen. Am Freitag kamen sie dann – zumindest die, die eine Übernachtung gebucht haben.
Laut Polizei gab es bis zum Nachmittag zwar keine großen Staus, wie sie von Sommerwochenenden vergangener Jahre noch gut in Erinnerung sind. Aber doch war auf den Straßen deutlich mehr los als in den vergangenen Wochen, die geprägt waren von den Einschränkungen der Corona-Pandemie. Zumindest im westlichen Landesteil spielte auch das Wetter von Freitagvormittag an mit, in Vorpommern zeigte sich die Sonne erst am Nachmittag.
Doch die Tourismusmanager sind nicht sorgenfrei, die Pandemie hat die Branche ausgelaugt. Bis 2019 kannte sie nur eine Richtung, die Kurve zeigte streng nach oben. Am Freitag, pünktlich zur Öffnung des Landes für einen Teil der potenziellen Gäste, veröffentlichte der Landestourismusverband eine Umfrage: 31 Prozent der im Tourismus tätigen Unternehmen schätzen ihre wirtschaftliche Situation demnach als gefährdet oder als akut gefährdet ein. Das waren allerdings 12 Prozentpunkte weniger als im April.
Laut Umfrage kommt die Öffnung für Übernachtungsgäste zur Sommersaison für 73 Prozent der Unternehmen viel zu spät. „Wir müssen jetzt die Ärmel hochkrempeln und das Beste aus der Situation herausholen“, sagte Verbandsgeschäftsführer Tobias Woitendorf. Es mache sich endlich ein leichter Optimismus bemerkbar. Allerdings stehe die Branche wegen der kurzfristigen Öffnung vor einer Reihe von Herausforderungen.
Die von der Landesregierung erst am 26. Mai überraschend verkündete Öffnung hat die Branche vor so große Probleme gestellt, dass viele Hotels an diesem Wochenende erst gar nicht geöffnet haben. Woitendorf ging von etwa der Hälfte der Betriebe aus, die offen sind. Viele große Häsuer machen diesen Schritt erst später, das Grand Hotel Heiligendamm startet etwa am kommenden Freitag, das Hotel Neptun in Warnemünde am Montag bleibt sogar bei seinem ursprünglichen Öffnungstermin 14. Juni.
Der Vorsitzende des Tourismusverbands Rügen, Knut Schäfer, bezeichnete das Verfahren zur Öffnung als holprig. „Planung und Zuverlässigkeit sind Grundpfeiler der Dienstleistungsqualität“, sagte er. Die Urlaubsbranche in Mecklenburg-Vorpommern stehe in einem harten Konkurrenzkampf – im Westen mit Schleswig-Holstein, im Osten mit Polen. „Manchmal glaube ich, das ist nicht allen bewusst.“
Auch Anett Bierholz, Geschäftsführerin des Verbands Mecklenburgischer Ostseebäder, berichtete von einer großen Unruhe in der Branche. Sie sieht die gravierenden wirtschaftlichen Folgen der Stornierungen. „Anders als im vergangenen Jahr habe sich die Gästen nicht mehr auf Umbuchungen oder Gutschriften eingelassen. Sie wollen ihr Geld zurück und orientieren sich anders.“
Bierholz und Schäfer kritisieren wie viele andere, dass Tagestouristen – also Gäste ohne gebuchte Übernachtung – noch eine Woche länger warten müssen, bis sie nach Mecklenburg-Vorpommern dürfen. Das schade wie im vorigen Jahr dem guten Ruf der Branche, und es werde lange dauern, diese Wunden zu heilen. „Ich muss doch Regeln aufstellen, die kontrollierbar sind.“
Die Sprecherin des Polizeipräsidiums, Katja Marschall, sagte, dass die Polizei stichprobenweise oder anlassbezogen kontrollieren werde.