Aufatmen bei vielen Mädchen, Jungen und Sozialarbeitern: Jugendclubs in Mecklenburg-Vorpommern dürfen von Dienstag an wieder Kinder und Jugendliche im Innenbereich empfangen.
Damit hat eine lange coronabedingte Durststrecke endlich ein Ende. In die Räume der Einrichtungen dürfen nun feste Gruppen mit bis zu 15 Jugendlichen eingelassen werden, wie das Sozialministerium am Samstag ankündigte. Die Betreuer brauchen einen negativen Corona-Test, für die Kinder und Jugendlichen gelte das nicht. Außerdem müssen laut Verordnung Masken getragen oder die Mindestabstände eingehalten werden und die Kontaktdaten müssen erhoben werden. Im Außenbereich sind dann feste Gruppen mit bis zu 25 Teilnehmenden erlaubt.
Ab dem 18. Juni sollen dann wieder offene Gruppenangebote möglich sein. Darüber hinaus enthalte die neue Corona-Jugendhilfe-Verordnung Regelungen, die ab sofort Angebote und Maßnahmen der Kinder-, Jugend- und Familienerholung ermöglichen. Die Erlaubnis von Jugendreisen sei ein wichtiger Öffnungsschritt, betonte Sozialministerin Stefanie Drese (SPD). „Mit den jetzt getroffenen Regelungen haben die Anbieter genügend Vorlaufzeit bis zu dem Beginn der Sommerferien.“
Trotz der kommenden Öffnungen kündigten mehrere Jugendclubs an, ihre digitalen Angebote fortführen zu wollen. „Präsenzveranstaltungen sind für die Beziehungsarbeit natürlich das A und O. Allein um Medienkompetenz zu vermitteln, setzen wir aber auch weiter auf Angebote im Internet“, sagte Johannes Kretschmann, der Leiter des Kreativen Jugendtreffs in Laage, der Deutschen Presse-Agentur. Sein Team betreut unter der Trägerschaft der Christophorus-Kirchengemeinde Laage fünf weitere Jugendclubs rund um die Stadt. Mehrmals im Monat seien zum Beispiel im Internet übertragene Koch- oder Quizshows geplant, so Kretschmann.
Dörte Schmidt, die vier Jugendclubs in der Nähe von Güstrow betreut, bestätigt, dass die Online-Angebote teils gut angenommen wurden. „Zum Beispiel Gruppengespräche über WhatsApp waren total cool und niederschwellig, da sind wir schnell zusammengekommen. Solche Sachen werden wir in Zukunft sicher einbinden in unsere normale Arbeit.“ Andere Programme seien dagegen weniger gefragt gewesen. Wenn Kinder und Jugendliche bereits den ganzen Tag Schulaufgaben vor dem Bildschirm lösen mussten, sei die Bereitschaft gering, sich für eine Übertragung aus dem Jugendclub nochmals alleine vor den Computer zu setzen.
Bereits Mitte Mai hatte ein Arbeitskreis von hauptamtlichen Jugend-Sozialarbeiterinnen und -Sozialarbeitern im Landkreis Rostock die Landespolitik aufgefordert, die Jugendclubs zu öffnen. In ihrem Appell hieß es, dass die geltenden Regeln kaum zur Arbeitsweise und zu den Angeboten der offenen Kinder- und Jugendarbeit passen. Die einzige Möglichkeit für Gruppenangebote habe es online gegeben, allerdings seien viele Haushalte im Land vom schnellen Internet abgeschnitten. Der Arbeitskreis warf der Politik vor, Kinder und Jugendliche nur als Schülerinnen und Schüler wahrzunehmen, statt auch als Menschen mit konkreten, unaufschiebbaren Bedürfnissen. Diese könnten nicht wie Schulstoff einfach nachgeholt werden. Freiräume seien nötig, um dem Drang nach Bewegung und Sozialisation Rechnung zu tragen.
Die Sozialarbeiterin Dörte Schmidt gehörte zu den Initiatoren des Appells. Sie begrüßte auf dpa-Anfrage die anstehende Öffnung der Einrichtungen. Die zunächst erforderliche Einteilung in feste Gruppen sei mit niederschwelligen Angeboten allerdings schwer zu vereinbaren und werde zu einer besonderen Herausforderung für Personen, die mehrere Einrichtungen koordinieren müssen. Wie die neuen Regeln in der Praxis funktionieren werden, müsse sich nun zeigen.