Der deutschen Werftindustrie geht es schlecht. Auslöser ist die Krise der Kreuzfahrtbranche. Doch das Problem ist aus Sicht der IG Metall größer. Fehler der Vergangenheit werden in Corona-Zeiten deutlich.
Die IG Metall Küste sieht die Werftindustrie und Zulieferer in einem kritischen Zustand. „Die Substanz bröckelt und geht verloren“, sagte der Bezirksleiter der IG Metall Küste, Daniel Friedrich, der Deutschen Presse-Agentur. „Wir laufen Gefahr, dass wir unter die kritische Grenze kommen, wenn wir zu viele Betriebe und Beschäftigte verlieren. Das würde dazu führen, dass die Branche nicht mehr so unterstützt wird, wie es der Schiffbau verdient hätte.“
Dabei dürfe der Blick nicht nur auf die aktuellen Schwierigkeiten bei den Neubauten für die Kreuzfahrtindustrie gelenkt werden. Diese Teilbranche sei zwar, was Beschäftigung und Auftragsvolumen angeht, mit MV Werften oder Meyer-Werft die momentan dominante Werften-Gruppe in Deutschland. Aber die gesamte Branche inklusive dem Bau von Marine- oder Behördenschiffen sei mit teils hausgemachten Problemen belastet.
Diese Probleme seien etwa beim Marine-Schiffbau zu sehen, sagte Friedrich. So habe die Auftragsvergabe für die Kriegsschiffe vom Typ „MKS 180“ an die niederländische Damen-Werft für Verbitterung gesorgt. Der Haushaltsausschuss des Bundestags hatte jüngst sechs Milliarden Euro für den größten Marineauftrag dieser Art in der Geschichte der Bundeswehr freigegeben, der unter Federführung der Holländer vor allem bei Blohm+Voss in Hamburg ausgeführt wird. „Im ganzen Bereich der Marine habe wir keine Klarheit, wie man gemeinsam die Zukunft gestalten will. Die Vergabe der „MKS 180“ hat nicht dazu geführt, dass wir ein Zukunftsbild haben.“
Um die Branche krisensicher zu machen, müsse das gesamte Thema Innovation angepackt werden. Dabei gehe es um neue Antriebe beispielsweise mit Wasserstoff. „Damit werde der Schiffbau nicht nur grüner, sondern auch zukunftsfähiger.“ Immer noch würden alte Schiffe mit alten Antrieben auf den Meeren oder auch im Binnenland unterwegs sein. „Da müsse die Frage gestellt werden, warum nicht pro-aktiv ein Flottenprogramm aufgelegt wurde.“ Auch der Bau von Behördenschiffen müsse vorgezogen werden.
Angesichts dieser Grundsatz- und Existenzfragen sei ihm die Branche viel zu leise, sagte Friedrich. So müsse auch bei der Finanzierung des Schiffbaus Hand angelegt werden. Die Debatte um die Anhebung der Eigenkapitalquote bei Hermes-Krediten von 20 auf 40 Prozent belaste die komplette Branche. Der Schiffbau in Deutschland werde mit der 40-Prozent-Quote nicht funktionieren.