Paderborns Zweitliga-Trainer Steffen Baumgart macht sich kritische Gedanken über den Fußball.
Nicht alles, was aktuell gemacht werde, diene dem Fußball, sagte der gebürtige Rostocker in einem Interview mit der Rostocker „Ostsee-Zeitung“ (Dienstag). „Zusätzliche Wettbewerbe wie zum Beispiel die Nations League haben einen zweifelhaften sportlichen Wert“, meinte der 49-Jährige. „Die Belastung der Spieler wird mittlerweile so hoch, dass man bisweilen keine zufriedenstellenden Leistungen mehr sieht. Wir müssen aufpassen, dass wir uns nicht selbst abschaffen.“ Noch mehr sorgen bereiten ihm die Folgen der Corona-Pandemie und des Lockdowns für den Amateur- und vor allem den Jugendbereich. „Ich glaube, dass die Saison im Amateurbereich gelaufen ist. Man kann sie abhaken“, sagte er. „Viel schlimmer finde ich jedoch, dass wir eine ganze Menge an Jugendlichen in den Vereinen allgemein verlieren.“ Es müsse überlegt werden, „wie wir den Jugend- und Freizeitsport wieder hinbekommen. Das Schwierigste ist allerdings, ein Konzept aufzustellen und dieses dann auch umzusetzen.“
Baumgart fühlt sich mit seiner Geburtsstadt Rostock und dem FC Hansa Rostock noch immer eng verbunden. „Ich bin mit Herz und Seele Rostocker. Das schüttelt man nicht ab, das ist und bleibt meine Heimat. Und Hansa ist und bleibt mein Verein, er hat mir wahnsinnig viel gegeben“, sagte der ehemalige Bundesliga-Profi.
An ein Engagement als Coach des Drittligisten denkt er aber nicht. „Es ist natürlich klar, dass es Leute gibt, die sich sagen, der könnte ja mal Trainer bei Hansa werden“, meinte er. Er freue sich aktuell für Hansa-Trainer Jens Härtel und Sportchef Martin Pieckenhagen. „Mein Ziel ist es, so lange wie möglich Trainer zu sein, egal wo“, sagte Baumgart. „Aktuell bin ich überzeugt, dass Rostock mit Jens Härtel alle Ziele erreichen kann, wenn man ihn in Ruhe arbeiten lässt.“
Baumgart wurde bei Hansa 1995 Profi und spielte von 1994 bis 1998 und von 1999 bis 2002 für den Verein. Seit April 2017 ist er Trainer des SC Paderborn. Sein größter Erfolg mit den Ostwestfalen war der Aufstieg in die Bundesliga 2019.