Die Zahl der Corona-Infektionen bleibt hoch und es wächst die Angst vor einer noch schnelleren Virus-Verbreitung durch Corona-Mutationen. Vorgezogene Bund-Länder-Beratungen hält Ministerpräsidentin Schwesig für sinnvoll. Doch in der Wirtschaft verursacht das auch Unbehagen.
Mecklenburg-Vorpommerns Ministerpräsidentin Manuela Schwesig (SPD) hält das Vorziehen der Bund-Länder-Beratungen zur Bewältigung der aktuell kritischen Corona-Lage für geboten. Neben den weiterhin hohen Infektionszahlen bereite die drohende Ausbreitung der neuen Virus-Mutation große Sorgen. „Es ist deshalb richtig, dass es am Montag zunächst eine gemeinsame Beratung mit den medizinischen Experten der Bundesregierung gibt und wir am Dienstag zu einem Gipfel zusammenkommen. Mecklenburg-Vorpommern ist zu allen Gesprächen bereit“, betonte Schwesig am Freitag in Schwerin.
Statt am 25. soll es nun bereits am 19. Januar die nächste Konferenz der Länderchefs mit Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) geben. Hintergrund ist die laufende Diskussion über zusätzliche Maßnahmen. Ein bereits verschärfter Lockdown ist vorerst bis zum 31. Januar befristet.
Allen stünden noch schwere Wochen bevor, sagte Schwesig. „Es ist absehbar, dass wir es noch länger mit hohen Corona-Zahlen zu tun haben werden. Für Lockerungen besteht im Moment ganz sicher kein Spielraum.“ Eine nochmalige Verschärfung der Corona-Schutzvorkehrungen schloss sie nicht aus: „Wir werden darüber reden müssen, ob es weitere sinnvolle Schritte gibt, um die Corona-Pandemie einzudämmen und vor allem die Ausbreitung der Virus-Mutation zu verhindern.“
Aus Mecklenburg-Vorpommers Wirtschaft, die erst am Donnerstag mit Schwesig über das weitere Vorgehen in der Pandemie-Bekämpfung beraten hatte, kamen hingegen Warnungen vor vorschnellen Reaktionen. „Bei aller Besorgnis wegen der Ausbreitung von mutierten Viren sollte die Politik dennoch an dem vereinbarten Zeitplan festhalten und nicht vor dem 25. Januar über weitere Maßnahmen entscheiden“, mahnte der Geschäftsführer des Unternehmerdachverbandes, Sven Müller.
Gesellschaft und Wirtschaft könnten nicht im Wochenrhythmus mit immer neuen Verordnungen konfrontiert werden. Dies sei der Akzeptanz der Corona-Politik nicht zuträglich. Zudem forderte Müller: „Ein harter Lockdown wie im vergangenen Jahr muss vermieden werden.“
Wie Regierungssprecher Steffen Seibert am Freitag in Berlin ankündigte, werden Bund und Länder angesichts des Infektionsgeschehens und der neuen Gefahren ihre Beratungen um eine Woche vorziehen. Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) hatte nach Informationen der Deutschen Presse-Agentur von mehreren Teilnehmern am Donnerstagabend in Sitzungen zur Vorbereitung des CDU-Wahlparteitags den dringenden Beratungsbedarf deutlich gemacht.
Die in Großbritannien aufgetauchte Variante des Coronavirus verbreite sich viel schneller als die ursprüngliche Form, Wissenschaftler seien in großer Sorge. Die Mutation des Virus sei nach Ansicht aller sehr aggressiv, deren Verbreitung müsse verlangsamt werden. Man müsse jetzt handeln. Merkel wurde mit den Worten zitiert, man sei in einem Wettlauf mit der Zeit und könne nicht bis zum 25. Januar warten.
Sachsens Ministerpräsident Michael Kretschmer (CDU) sagte am Donnerstagabend in der ZDF-Sendung „maybrit illner“: „Kindergärten komplett runterfahren, Schulen abschließen, wirklich Betretungsverbote in den Pflegeheimen, wenn kein negativer Schnelltest vorliegt – solche Dinge müssen wir besprechen.“
Auch der Präsident des Robert Koch-Instituts (RKI), Lothar Wieler, machte erneut deutlich, dass die bisherigen Maßnahmen im Kampf gegen das Coronavirus aus seiner Sicht nicht ausreichen. In den ARD-„tagesthemen“ appellierte er zudem daran, die aktuellen Maßnahmen konsequenter umzusetzen.
In Deutschland haben sich seit Ausbruch der Corona-Pandemie bereits über zwei Millionen Menschen nachweislich mit dem Virus infiziert. Die tatsächliche Gesamtzahl dürfte aber höher liegen, da viele Infektionen nicht erkannt werden. In Mecklenburg-Vorpommern wurden nach Angaben des Landesgesundheitsamtes bislang etwa 16 000 Fälle registriert. 282 Menschen im Land starben im Zusammenhang dem Erreger Sars-CoV-2.