Auf den MV-Werften in Wismar, Rostock und Stralsund steht ein Stellenabbau bevor. Die Geschäftsführung ist nach Angaben eines Firmensprechers seit Monaten mit dem Land, den Betriebsräten und der IG Metall in Gesprächen zu den wirtschaftlichen Auswirkungen der Corona-Pandemie und zu Lösungen für den Werftenverbund. Seit Mitte der Woche werde mit Betriebsräten und IG Metall über einen Interessenausgleich und Sozialplan verhandelt. Auf den drei Werften arbeiten mehr als 3000 Menschen.
Am Freitag informierte die IG Metall Küste ihre Mitglieder in einer Videokonferenz über die Pläne. Die Gewerkschaft und die Betriebsräte fordern den Erhalt der drei Standorte als funktionsfähige Werften. Die Beschäftigung sei durch zusätzliche Aufträge sowie Kurzarbeit und Arbeitszeitabsenkung zu sichern. „Die Beschäftigten auf den MV-Werften erwarten, dass jetzt alles vorangetrieben wird, was für Arbeit sorgt – etwa Offshore-Projekte oder Marineaufträge“, sagte der Bezirksleiter der IG Metall Küste, Daniel Friedrich. Die Gesamtbetriebsratsvorsitzende der MV Werften, Ines Scheel, betonte, es gehe es um die Zukunft aller drei Standorte. „Wir werden uns in den Verhandlungen für alle Beschäftigten in Rostock, Stralsund und Wismar stark machen.“
Die Arbeitnehmervertreter fordern, die Kurzarbeit zu verlängern und Kündigungen weiter auszuschließen. Die Geschäftsführung habe die Verhandlungen zu einem Interessenausgleich und Sozialplan gestartet und außerdem tarifliche Einschnitte gefordert. Damit habe sich die Auseinandersetzung um Arbeitsplätze und Standorte verschärft.
Wie viele Stellen in den Werften des Genting-Konzerns (Hongkong) in Mecklenburg-Vorpommern wegfallen, ist nach Angaben des Stralsunder Betriebsratsvorsitzenden Bernd Fischer offen. Fest stehe aber, dass das eisgängige Kreuzfahrtschiff „Endeavor“ fertiggebaut werde. Damit seien etwa 400 Mitarbeiter beschäftigt. Für das Schiff sei der Großteil der 193 Millionen aus dem Wirtschaftsstabilisierungsfonds des Bundes an die MV Werften bestimmt. Er rechnet damit, dass auf der Stralsunder Werft mit etwa 650 Mitarbeitern die Beschäftigung im derzeitigen Umfang etwa bis Juni gesichert ist. Was danach komme, stehe noch nicht fest. Denkbar sei für ihn auch eine Beschäftigung für einen Teil der Stralsunder Kollegen in Wismar.
Wirtschaftsminister Harry Glawe (CDU) zufolge muss das Unternehmen jetzt die Arbeit für die nächsten Jahre organisieren. „Die MV Werften müssen planen. Erst wird die Produktion vorbereitet. Dann wird geguckt, wie viele Arbeitsstunden für die vorhandenen und künftigen Projekte nötig sind und wie viel Manpower man dafür braucht. Daraus ergibt sich das Personal“, erläuterte er. Es werde daran gearbeitet, die Werften komplett unter den Rettungsschirm des Bundes zu bekommen.
Insgesamt benötigen die MV Werften früheren Angaben zufolge Darlehen in Höhe von insgesamt 570 Millionen Euro. Um unter den Rettungsschirm des Bundes zu kommen, sind noch Gutachten zu den Zukunftschancen der Werften und Gentings erforderlich, die für Dezember erwartet werden. Genting leidet unter den wirtschaftlichen Folgen der Corona-Pandemie unter anderem, weil Kreuzfahrten als eines der Kerngeschäfte derzeit kaum möglich sind.