Die Pläne für mehrere Großanlagen zur Produktion von grünem Wasserstoff in Mecklenburg-Vorpommern sind einen wichtigen Schritt vorangekommen. Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) übergab in Berlin Förderbescheide in dreistelliger Millionenhöhe für vier Vorhaben, wie das Schweriner Wirtschaftsministerium mitteilte. Insgesamt erhalten 22 Projekte bundesweit zusammen 4,6 Milliarden Euro.
In MV geht es konkret um die Errichtung einer Produktionsanlage (Elektrolyseur) mit 100 Megawatt Leistung bei der Firma H2Apex in Rostock-Laage und einer ebenso großen Anlage auf dem Gelände des Steinkohlekraftwerks im Rostocker Hafen, die bis 2030 auf ein Gigawatt erweitert werden soll. Sie soll auch Fernwärme für die Hansestadt liefern, so das Schweriner Wirtschaftsministerium. Eine 55-Megawatt-Anlage will den Angaben zufolge die Firma Enertrag in MV errichten. Einen Förderbescheid erhielt demnach auch die Firma Ontras für den Bau einer Wasserstoffleitung von Rostock über den Raum Güstrow bis Berlin, Brandenburg und Sachsen.
Insgesamt erhalten die vier Projekte im Nordosten 540 Millionen Euro Förderung, heißt es vom Ministerium. Davon trage das Land 30 Prozent (162 Millionen Euro) und der Bund 70 Prozent (378 Millionen Euro). Damit würden Gesamtinvestitionen von rund 700 Millionen Euro unterstützt.
Allein H2Apex will rund 213 Millionen Euro investieren, wie die Firma ankündigte. Davon tragen der Bund 117 Millionen Euro und Mecklenburg-Vorpommern 50,2 Millionen Euro. An Umsätzen erwarte das Unternehmen jährlich einen hohen zweistelligen Millionenbetrag aus Wasserstoff, Wärme und CO2-Zertifikatsverkäufen. Ab 2027 könnten „signifikante Mengen“ Wasserstoff aus MV in den Großraum Berlin, nach Eisenhüttenstadt und Leuna sowie in alle Ballungszentren Deutschlands transportiert werden. Die Kapazität der Anlage belaufe sich auf jährlich 7.500 Tonnen Wasserstoff.
Mecklenburg-Vorpommern soll überdies eine wichtige Anlandestelle für Wasserstoff-Importe werden. In Lubmin bei Greifswald planen das norwegische Unternehmen Höegh-LNG (Oslo) und die Deutsche Regas das nach eigenen Angaben weltweit erste schwimmende Importterminal für die Umwandlung von grünem Ammoniak in Wasserstoff. Das Terminal soll nach Angaben der beiden Unternehmen Anfang 2026 in Betrieb gehen und jährlich 30.000 Tonnen Wasserstoff ins Netz einspeisen.
Grün produzierter Ammoniak soll den Angaben zufolge per Tanker angeliefert und in einer schwimmenden Umwandlungsanlage (Cracker) in Wasserstoff umgewandelt werden. Anschließend werde der Wasserstoff in einer der beiden bereits vorhandenen, von Lubmin aus nach Süden führenden Leitungen weitertransportiert. Die Leitung war ursprünglich für den Transport von russischem Erdgas gebaut worden. Nun soll sie auf Wasserstoff umgerüstet und Teil des neuen deutschen Wasserstoff-Kernnetzes werden. Als grün gilt Wasserstoff dann, wenn er mithilfe erneuerbarer Energie hergestellt wird. Wasserstoff gilt als unentbehrlich beim Umbau der Wirtschaft hin zur Klimaneutralität.
Mecklenburg-Vorpommerns Wirtschaftsstaatssekretärin Ines Jesse (SPD) forderte die Entwicklung von vier Wasserstoff-Leitungen für den Nordosten: eine Nord-Süd-Verbindung von Rostock über Pritzwalk Richtung Süden, eine Nord-Süd-Verbindung von Lubmin, eine Ost-West-Verbindung zwischen Rostock und dem Raum Lubmin/Wrangelsburg sowie eine Ost-West-Verbindung vom Raum Lübz über Kraak nach Hamburg. Die Produktionsorte von Wasserstoff und die Importpunkte müssten mit den zukünftigen wesentlichen Verbrauchern und den Wasserstoffspeichern verbunden werden, erklärte Jesse.